Liebe Gemeinde!
„Man könnte argumentieren, dass wir es heute mehr noch als beim Jansenismus mit einem starken Vormarsch der Säkularisierung zu tun haben, die eine Welt ohne Gott anstrebt. Hinzu kommt, dass sich in der Gesellschaft verschiedene Formen von Religiosität ohne Bezug zu einer persönlichen Beziehung zu einem Gott der Liebe verbreiten, die neue Erscheinungsformen einer `Spiritualität ohne Fleisch´ sind.“ (DN 87) „Ich möchte hinzufügen, dass das Herz Christi uns gleichzeitig von einem anderen Dualismus befreit: dem der Gemeinschaften und Hirten, die sich nur auf äußere Aktivitäten konzentrieren, auf strukturelle Reformen, die nichts mit dem Evangelium zu tun haben, auf zwanghaftes Organisieren, auf weltliche Projekte, auf säkularisiertes Denken, auf verschiedene Vorschläge, die als Erfordernisse dargestellt werden und die man bisweilen allen aufdrängen will. Das Ergebnis ist oft ein Christentum, das die Zartheit des Glaubens, die Freude hingebungsvollen Dienstes, den Eifer für die Mission von Mensch zu Mensch, das Überwältigtsein von der Schönheit Christi, die emotionale Dankbarkeit für die Freundschaft, die er anbietet, und den letzten Sinn, den er dem persönlichen Leben gibt, vergessen hat.“ (DN 88) Liebe Gemeinde, diese beiden Zitate stammen aus der neuesten Enzyklika (Dilexit nos) von Papst Franziskus, die er im Oktober veröffentlicht hat. Sie zeigen Gefahren auf, die sich außer- aber auch innerhalb der Kirche ergeben können. Auch wir erleben eine Welt, in der eine „Spiritualität ohne Gott“ immer selbstverständlicher wird. Zugleich besteht innerkirchlich die Gefahr, sich in Strukturkommissionen bzw. Steuerungsgruppen zu verlieren oder, sich in sie so zu verlieben, dass man meint, dies alles wäre schon genug, um als Christ zu leben. Der Papst ermahnt uns geradezu, nicht in diese Falle zu tappen. Auch wenn es unerlässlich ist, sich strukturell neu aufzustellen und das mit viel Geist und Verstand zu tun, darf es doch den Blick nicht davon ablenken, dass das Evangelium den Bogen noch viel tiefer und weiter spannt, als man im kirchlichen Alltagsgeschäft vordergründig meinen könnte. Es spannt vor allem den Bogen zwischen Himmel und Erde, Gott und Menschen. Lassen wir uns in der Feier der Totengedenktage des Novembers daher auch an diese welt- und zeitumspannenden Dimension der frohen Botschaft erinnern.
Ihr Pastor Timo Holtmann
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