„Liebe Gemeinde“ vom 5. September zur Situation in der Pfarrei

Liebe Gemeinde, (vom 5. September)

der Rücktritt des Pfarreirats in der vergangenen Woche und die damit verbundene Auflösung der Gemeindeausschüsse stellt eine Zäsur im Leben unserer Pfarrei dar. Seit Januar gab es intensive Vermittlungsbemühungen, zunächst durch Pfarrer Dr. Siegfried Kleymann und seit März durch den erfahrenen Moderator Günter Eilers und mich. Dabei konnten sich die Vertreter aller vier Gemeinden unserer Pfarrei auf die in den vergangenen Jahren erarbeiteten Grundlagentexte als Basis der weiteren Zusammenarbeit verständigen. In bestimmten Einzelfragen wurde darüber hinaus Einverständnis erzielt. Aber ein zentrales Problem war in all den Monaten nicht zu lösen, nämlich der Umgang mit der Website „nichtmituns.online“. Diese private Website wird vom Gemeindeausschuss von St. Stephanus als „identitätsstiftend“ angesehen. Im Hinblick auf die Dokumentation der Proteste dem Bistum gegenüber kann ich dies zum Teil nachvollziehen. Aber die polemische und oft falsche öffentliche Kritik an Mitgliedern der Pfarrei widerspricht den Grundlagen eines Zusammenlebens in der Gemeinschaft einer Pfarrei. Dies gilt insbesondere für die öffentliche und zum Teil persönlich herabsetzende Kritik an ehrenamtlich Engagierten. Ein eindringlicher Brief von mir an die Mitglieder des Gemeindeausschusses von St. Stephanus in der vergangenen Woche, in dem ich nochmals die großen Spannungen in der Pfarrei durch die Homepage beschrieben habe, hat zu keinerlei Veränderung geführt. Auch wenn der Gemeindeausschuss von St. Stephanus keinen rechtlichen Einfluss auf die Homepage hat, wäre die Bitte an die Betreiber der Website möglich gewesen, Inhalte, die Mitglieder der Pfarrei betreffen, von der Website zu löschen. Überhaupt ist in dieser schwierigen Situation leider jeder selbst kleinste Schritt des Zugehens auf die anderen Engagierten in der Pfarrei ausgeblieben, die ihrerseits den Anliegen des Gemeindeausschusses von St. Stephanus in den vergangenen Monaten auch mit für sie nicht leichten Schritten entgegengekommen sind – z. B. indem sie von Menschen aus St. Stephanus kritisierte Texte von der Website der Pfarrei gelöscht haben. Vor diesem Hintergrund hat die Mehrheit der Mitglieder des Pfarreirats keine Basis mehr für eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Gemeindeausschuss von St. Stephanus gesehen. Auch Herr Eilers hat am Ende der Sitzung des Pfarreirats seine Aufgabe niedergelegt. Ich bin sehr dankbar, dass viele Engagierte in der Pfarrei sich weiterhin einsetzen wollen. Dies haben auch die zurückgetretenen Mitglieder des Pfarreirats deutlich geäußert. Wir müssen nun danach suchen, wie wir Bedingungen schaffen können, dass ein Engagement in der Pfarrei ohne ständige Auseinandersetzungen möglich ist. Dazu werde ich in der nun beginnenden Woche eine Reihe von Gesprächen führen. Sobald sich eine Lösung abzeichnet, werde ich darüber informieren. Und um möglicherweise entstehenden Unklarheiten vorzubeugen: Alle Gottesdienste, Vorträge, Veranstaltungen der Musikgruppen und Verbände sowie die tolle Aktion „Ich schenk‘ Dir was!“ finden natürlich statt. Das Seelsorge-Team, der Kirchenvorstand und viele andere haupt- und ehrenamtlich Engagierte arbeiten außerdem mit vollem Einsatz weiter. Den Mitgliedern des nun aufgelösten Pfarreirats und seiner Ausschüsse möchte ich auf diesem Weg meinen großen Dank aussprechen! Sie haben in den vergangenen Jahren viel in der Pfarrei bewegt und im letzten Jahr viel erlitten. Ein ganz außergewöhnliches Engagement! Uns allen wünsche ich in dieser schwierigen Situation die Kraft und Weisheit, die der Heilige Geist schenkt, wenn wir uns ihm öffnen.

Ihr
+ Stefan Zekorn
Weihbischof, Pfarrverwalter