Der besondere Reiz lateinischer Choräle
„Dominus regit me“– so sang die Gregorianikschola zum Einzug in die festliche Messe an Allerheiligen. „Der Herr ist mein Hirte“ lautet die deutsche Übersetzung, aber die Schola -das unterscheidet sie unter anderem von einem üblichen Kirchenchor- singt Bibeltexte in lateinischer Sprache. Vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil war das weit verbreitet.
Inzwischen gibt es nur noch in wenigen Gemeinden einen solchen Chor. In Roxel besteht die Schola der St. Pantaleonkirche seit 15 Jahren. Mit Heribert Wessendorf und Martin Brintrup sind noch zwei Gründungsmitglieder dabei. Gegründet wurde die Schola von Kirchenmusiker Stefan Thomas, erster Leiter war Ernst August Bäumer. Er gab dieses Amt an Jürgen Behrens weiter, der es bis 2017 innehatte.
Seit 2003 gestaltet der Chor regelmäßig Gottesdienste mit – nicht nur in Roxel. Auch in der Hochschulgemeinde singen die etwa zehn aktiven Mitglieder, bald werden sie in der Dominikanerkirche, in der Ludgerikirche sowie im Gievenbecker Altenheim St. Elisabeth und in St. Brictus in Schöppingen zu hören sein. Es sind teilweise über 1000 Jahre alte Chormelodien, die in einer urtümlichen Form notiert sind: grafische Zeichen, die Quadratnoten, stehen auf vier Linien und sind mit Neumen versehen, das sind spezielle Hinweise für Dynamik und Tempo.
Die einstimmig gesungenen Choräle üben nicht nur auf den Zuhörer einen eigentümlichen Reiz aus. Beim Singen im Chor komme man in einen dynamischen Fluss, der einen trage, so Sänger Florian Giersch. „Es ist beinahe wie eine Droge“, pflichtet ihm Jürgen Behrens bei.
Die Roxeler Schola wird inzwischen von einer Frau geführt: Stefanie Fustmann. Vor einem Jahr hörte sie bei der Messe zu Allerheiligen die Schola das erste Mal. „Da wußte ich, dass ich den Chor gerne leiten würde. Aber das zu sagen, habe ich mich erst im Advent getraut,“ erzählt sie lächelnd.
Die Schola probt montags von 18:30 Uhr bis 20 Uhr in St. Pantaleon. Neue Sänger sind willkommen.
Foto und Beitrag: Annegret Lingemann, WN