Familienfreizeit in Hübingen
Für einige Familien bereits zum neunten Mal fand in diesen Herbstferien wieder die Familienfreizeit von St. Liudger im Feriendorf Hübingen im Westerwald statt. Es ging für die insgesamt 54 Teilnehmerinnen und Teilnehmer darum, gemeinsam Spaß zu haben, zu spielen, miteinander ins Gespräch zu kommen und Glauben und Gemeinschaft vielfältig und lebendig zu erfahren. Damit dies gelingen konnte, gab es vielfältige von allen Teilnehmenden selbst organisierte Workshops, Aktionen und Gesprächsangebote. Wer mochte konnte dies für die Anderen anbieten oder nach Zeit und Lust mitmachen. Mit viel Engagement steuerten alle im Großen und Kleinen etwas zur Gemeinschaft bei. So gab es unter anderem Ausflüge, eine Rallye, Winkingerschachturniere, Lagerfeuer, Fußballspiele, Handlettering, die nachhaltige Herstellung von Cremes, Duschgel und Seedbombs, Foto-Exerzitien, ein Taizégebet, einen Projektchor, Glaubensgespräche und einen Gottesdienst.
Das Außergewöhnliche an allen Angeboten: viele waren für Jung und Alt und oft auch von den Kindern und Jugendlichen selbst organisiert. „Wie würdest Du einem anderen das Besondere an Hübingen erklären?“ war Bestandteil eines gemeinsamen, inspirierenden Wortgottesdienstes am Mittwochabend. „Der Geist von Hübingen“ war eine oft gehört Antwort oder auch „Die Menschen, die mitfahren, bilden eine einzigartige Gemeinschaft.“ Wie attraktiv diese Fahrt inzwischen ist, zeigte sich auch daran, dass Familien selbst aus anderen Gemeinden, gerne und mit Begeisterung dieses Angebot annehmen. Selbst als junge Erwachsene fahren einige weiterhin mit.
Wer seinen persönlichen Glauben vertiefen wollte, konnte aus mehreren Angeboten wählen. Empathiefähigkeit war das Thema eines Gesprächsabends. Über die Bedeutung für die eigenen partnerschaftlichen und mitmenschlichen Beziehungen gab es einen angeregten Austausch. Aber es wurde auch darüber gesprochen, wie man sich bei narzisstischen Übergriffen und Manipulationsversuchen verhalten kann. Diese hatten einige bereits erlebt und erleben sie weiterhin selbst in Beruf und in der Kirche.
Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter stand an einem anderen Tag im Mittelpunkt. Dass ausgerechnet ein Priester einem schwer Verletzten nicht hilft, und stattdessen der vermeintlich fremde und verhasste Samariter das Selbstverständliche tut, wurde auf das eigene Leben übertragen. Ebenso wurde gesehen, dass wir uns in der Nachfolge Jesu jederzeit selbstkritisch in unserem Handeln anfragen lassen müssen. Die Methode des Bibliologs schuf dabei eine gute Balance zwischen einer spielerischen und tiefgründigen Auseinandersetzung mit dem Gleichnis Jesu.
In einem weiteren Workshop zu unserem Glaubensbekenntnis bot sich die Möglichkeit, den eigenen Glauben zu reflektieren. Unserer Tradition verpflichtet und nicht als Ersatz, sondern als Übersetzungshilfe für unseren eigenen persönlichen Glauben, wurde zunächst in Kleingruppen und dann im Plenum an einem persönlichen Bekenntnis gefeilt. Begeistert geschah dies in mehreren Gesprächsrunden. Gelebter Glaube ist Zeugnis und Auftrag, die Anderen wahrzunehmen und sie dort zu unterstützen, wo sie es brauchen. Als Abbild Gottes sind wir zudem hineingenommen in die Verantwortung für Gottes Schöpfung. Einstimmig einigten sich die Teilnehmer:innen am Ende eines eigenen „synodalen Weges“ auf die folgende Version:
Ich glaube an Gott, der unsere Quelle war, ist und sein wird.
Die als unsere Mutter und Vater alle Menschen bedingungslos liebt und der uns in Freiheit stellt, Leben zu erhalten, Frieden zu fördern und die Schöpfung zu bewahren.
Ich glaube an Jesus Christus, geboren als Kind Gottes, der gelebt und gewirkt hat in der Welt.
Der die Liebe Gottes in sich trug, durch sein Handeln an die Menschen weitergab, und ihnen so einen neuen Blick auf die Welt eröffnete.
Verkannt durch die Massen, starb er am Kreuz und ist am dritten Tag auferstanden von den Toten zur Rettung der Menschheit.
Ich glaube an den Heiligen Geist, der bei uns ist, in mir den Glauben lebendig macht, mir Kraft gibt, mutig neue Wege zu gehen und so mein Leben zu verwirklichen.
Gottes Geist bewirkt Gemeinschaft in der es keine Unterschiede mehr gibt, weder zwischen Männern, Frauen und Diversen noch zwischen St. Anna, St. Ludgerus, St. Pantaleon und St. Stephanus [Alternative: den Konfessionen], denn wir sind alle eins in der Erlösung durch ihn.
Ich glaube an Gottes heilenden Geist, der Gerechtigkeit, Versöhnung und Frieden bewirkt, wenn wir ihn freudig aufnehmen.
Ich glaube an die Kirche als unsere Gemeinschaft, von Gott gestiftet mit Jesus in der Mitte.
Vielfältigkeit, Wahrhaftigkeit, Gleichberechtigung, Respekt, Barmherzigkeit und der Wille zu verzeihen sind grundlegend für unser Handeln.
Unsere Berufung ist die Stimme zu erheben für Menschen in Not, Armut, Ungerechtigkeit und für die Bewahrung unserer Erde.
Viel zu schnell verging die Zeit in Hübingen. Am Schluss gab es eine große Übereinstimmung: Der Geist von Hübingen gehört in unser Gemeindeleben und will auch gerne wieder demnächst vor Ort im Westerwald erlebt werden. Vielleicht auf ein Neues in ein oder zwei Jahren?
Martin Calderón