am vergangenen Sonntag haben wir Sie darüber informiert, dass der Pfarreirat von St. Liudger zurückgetreten ist. Wir haben die Gründe für den Rücktritt offengelegt. Auf der Website „nichtmituns.online“, auch „Stephanus 2.0“ genannt, wurde daraufhin eine Stellungnahme veröffentlicht, in der uns unterstellt wird, „Unwahrheiten“ zu verbreiten. Das ist nicht so. Und auch, wenn viele Menschen, die Stellungnahme unterzeichnet haben, wird sie dadurch nicht richtig.
Wir stellen die falschen Behauptungen hier noch einmal detailliert richtig, werden in Zukunft aber nicht mehr öffentlich auf solche oder ähnliche Stellungnahmen reagieren. Denn diese Stellungnahmen folgen in den vergangenen Monaten immer demselben Muster: Statt – wie es viele andere in der Pfarrei getan haben – das eigene Verhalten selbstkritisch zu hinterfragen und sich auf andere Menschen in der Pfarrei zuzubewegen, sieht man hier die Fehler nur bei anderen. Ein gutes Miteinander in der Pfarrei wird aber nur möglich sein, wenn alle bereit sind, aufeinander zuzugehen.
Zu den einzelnen Punkten der „Stellungnahme“ auf der Website möchten wir uns der Kritik stellen – auch wenn der Text dadurch sehr lang wird. Im Folgenden finden Sie in kursiv jeweils einen Punkt der „Stellungnahme“ und dann unsere Anmerkungen dazu:
„Stellungnahme“: „Die Behauptung, die Stephanusgemeinde sei „nicht bereit, sich […] zu bewegen“, ist falsch. Richtig ist: Die Gemeinde St. Stephanus hat sich trotz großer Vorbehalte auf den vom Bistum vorgeschriebenen Moderationsprozess mit einem vom Bistum ausgewählten Moderator eingelassen und aktiv mitgearbeitet. Eine initial in Aussicht gestellte und offensichtlich nötige Mediation hat das Bistum zur konstruktiven Konfliktbewältigung zu keiner Zeit durchgeführt. Herr Eilers war lediglich als Moderator und entgegen anderslautender Berichterstattung explizit nicht als Mediator beauftragt.“
Es stimmt, dass der Gemeindeausschuss von St. Stephanus sich am Moderationsprozess aktiv beteiligt hat. Außer dieser wirklich positiven Tatsache gab und gibt es leider keine Schritte des Gemeindeausschusses auf die andere Seite zu, während die übrigen drei Gemeinden die aus St. Stephanus gewünschten Schritte getan haben. Aber ohne vorherige entgegenkommende Schritte auch des Gemeindeausschusses von St. Stephanus sind die übrigen Gemeinden zu einer Mediation, die gewünscht, aber nicht in Aussicht gestellt wurde, verständlicherweise nicht bereit.
Stn: „Es ist sachlich falsch, dass „der Pfarreirat“ zurückgetreten ist. Vier Mitglieder sind nicht zurückgetreten, darunter alle Mitglieder aus St. Stephanus, die im Gegensatz zu der zurückgetretenen Mehrheit weiterhin gesprächsbereit waren und sind. Zurückgetreten und damit nicht dialogbereit ist jene Mehrheit, die sich in der Vergangenheit die Fortführung der Seelsorge durch die Gemeinschaft Emmanuel gewünscht hatte. Die Gemeinschaft Emmanuel aber bietet ein Glaubens- und Gottesbild an, das nicht zu allen Katholik:innen passt. St. Stephanus ist und bleibt gesprächsbereit. Das wird auch weiterhin so sein, da wir keine andere Lösung für den Konflikt sehen.“
Richtig ist: Wenn die Mehrheit der Mitglieder eines Gremiums zurücktritt, ist das Gremium zurückgetreten. Sachlich falsch wäre nur die Behauptung gewesen, dass alle Mitglieder zurückgetreten wären. Das hat aber niemand behauptet. Alle acht anwesenden Mitglieder aus den drei Gemeinden St. Anna, St. Ludgerus und St. Pantaleon sind zurückgetreten. Das heißt aber nicht, wie unterstellt wird, dass diese nicht auch weiterhin dialogbereit wären. Dafür gibt es keinen Anhaltspunkt. Und das haben sie in den vergangenen Monaten sehr unter Beweis gestellt.
Wir weisen darauf hin, dass die meisten Menschen in der Gemeinde St. Stephanus die Personen aus der Gemeinschaft Emmanuel gar nicht näher kennen können, weil ein Wirken der Mitglieder des Seelsorgeteams der Pfarrei bis vor wenigen Monaten in der Gemeinde St. Stephanus nicht gewünscht war. Ausdrücklich wurde uns von zahlreichen Mitgliedern der Gemeinde St. Stephanus mitgeteilt, dass auch die Priester der Gemeinschaft Emmanuel in den vergangenen Monaten dort ansprechende Gottesdienste gefeiert haben. Zudem liegen uns schriftlich Angebote der Gemeinschaft Emmanuel von Anfang April und Mai zu einem Gespräch mit der Redaktion der Website vor. Bis heute ist das Angebot nicht angenommen worden. Man schreibt also weiter über eine Gemeinschaft, mit der man nicht spricht.
Stn: „Auf dieser Homepage haben sich bisher über 50 verschiedene Autor:innen geäußert und der Gemeindeausschuss von St. Stephanus hat diese private Homepage als identitätsstiftend bezeichnet, da sie für das Zusammengehörigkeitsgefühl, für Transparenz, Wahrhaftigkeit, Information und das Aufdecken falscher Behauptungen steht. Zugleich wird diese Homepage vom Pfarreirat und der Bistumsleitung scharf angegriffen: von „rufschädigenden Äußerungen“ und „persönlichen Angriffen“ ist die Rede. Dabei wurde nie benannt, wer sich durch welche Äußerungen angegriffen fühlt und wo diese zu finden sein sollen. Kläger, Beklagte und Gegenstand der Klage zu benennen, ist nicht umsonst ein Grundprinzip demokratischer Rechtsprechung.“
Es wird so getan, als wisse man nicht, um welche rufschädigenden Äußerungen es sich auf der Website handelt. Tatsächlich sind den Betreibern der Website und sehr vielen Menschen in der Pfarrei St. Liudger und in der Gemeinde St. Stephanus diese Namen aber bekannt. Zahlreiche Beispiele wurden zudem im Pfarreirat auf klare, aber diskrete Weise benannt und in einem Fall, in dem es rechtlich möglich war, auch Redaktionsmitgliedern schriftlich mitgeteilt. Als Pfarrei dürfen wir aufgrund des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte die Namen der betroffenen Menschen nicht nennen. Sie möchten das aus nachvollziehbaren Gründen persönlich auch nicht. Es gab zudem die Benennung von rufschädigenden Äußerungen und persönlichen Angriffen durch den Pfarreirat in der Stellungnahme des Pfarreirats vom 04.12.2020 und der Solidaritätserklärung des Pfarreirats vom 09.03.2021. Diese beiden Texte wurden von den Vertretern aus St. Stephanus als verletzend empfunden und deswegen am 24.06.2021 als Zeichen des Entgegenkommens des Pfarreirats im Konfliktbewältigungsprozess von der Website der Pfarrei gelöscht.
Stn: „Auf dieser Basis haben das Redaktionsteam und der Betreiber der Webseite von Stephanus 2.0 (www.nichtmituns.online) dem Pfarreirat mehrfach Gespräche angeboten. Diese Angebote wurden nicht angenommen. Im Gegenteil: Der Pfarreirat hat die von Pfarrverwalter Weihbischof Zekorn vorgeschlagenen moderierten Gespräche über die Homepage per Mehrheitsbeschluss abgelehnt und stattdessen pauschal die Abschaltung dieser privaten Webseite gefordert. Eine Bereitschaft, sich konstruktiv über Probleme und Kritik miteinander auseinanderzusetzen, gab es von Seiten der betreffenden Pfarreiratsmitglieder nicht.“
Es ist falsch, wenn behauptet wird, der Pfarreirat habe Gesprächsangebote vom Redaktionsteam und Betreiber der Website nicht angenommen. Diese wollten vielmehr unmittelbar mit den Betroffenen sprechen, die auf der Seite angegriffen werden. Diese waren aber nicht dazu bereit, was angesichts der Verletzungen durch die Website respektiert werden muss. Der Pfarreirat selbst hat sich in mehreren Sitzungen in Anwesenheit der Vertreter von St. Stephanus intensiv mit den Inhalten der Homepage beschäftigt und es wurden den Vertretern von St. Stephanus zahlreiche Beispiele für als verletzend empfundene Äußerungen benannt. Gespräche wurden nicht abgelehnt. Vielmehr sollte ihnen als ein Zeichen des Entgegenkommens die Abschaltung der Website vorausgehen, so wie der Pfarreirat die von den Vertretern aus St. Stephanus kritisierten Beiträge von der Website der Pfarrei gelöscht hat.
Mit Blick auf eine identitätsstiftende Bedeutung der Website für die Gemeinde St. Stephanus hat der Pfarreirat der Gemeinde St. Stephanus sogar vorgeschlagen: „Der Pfarreirat hält für möglich, dass an die Stelle der Website „St. Stephanus 2.0“ etwas anderes gesetzt wird, das für die Gemeinde St. Stephanus identitätsstiftend sein kann. Es sollte aber einen anderen Charakter haben als die Website „St. Stephanus 2.0“ und auf dem erreichten Stand der Zusammenarbeit aufbauen.“
Stn: „Die Gemeinde wurde von der Pfarrei St. Liudger über die Maßen kontrolliert und teilweise aktiv übergangen. Die Pfarrei führte zum Beispiel im Juli 2021 einen Firmgottesdienst ohne Beteiligung der Gemeinde in der Stephanuskirche durch. Dabei ist „die Firmliturgie […] Feier der ganzen Gemeinde“. Einem Gemeindemitglied wurde sogar explizit der Zugang zum Firmgottesdienst durch Ordner verwehrt. Mit den Ziegelsteinen der Stephanuskirche setzt die Pfarrei erfolgreich eine
Richtig ist, dass die Gemeindemitglieder, die es wünschten, an der Firmung teilgenommen haben. Nur einem Gemeindemitglied von St. Stephanus wurde von einer ehrenamtlichen Ordnerperson die Teilnahme an der Firmung in der Annahme verweigert wurde, dass sie aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht teilnehmen dürfe. Für diesen Fehler der ehrenamtlichen Mitarbeiterin hat sich der Pfarrverwalter bei der betroffenen Person und bei anderen in der Gemeinde St. Stephanus sofort entschuldigt. Ansonsten gelten für die Gemeinde St. Stephanus die Rechte und Pflichten, die in der Pfarrei zusammen mit den Vertretern der Gemeinde St. Stephanus vereinbart wurden. Es gab und gibt keine „Kontrolle“ außer in Fällen, in denen sich Personen nicht an die Vereinbarungen halten.
Stn: „Seit Monaten nun versuchen viele Menschen in St. Stephanus selbstständig und liebevoll ihre Gemeinde zu erhalten und zu gestalten – trotz der erlebten Einschränkungen und des teils unerträglichen Umgangs mit der Gemeinde. Die Menschen in der Gemeinde beten weiterhin zusammen, kümmern sich umeinander und setzen Ideen für die Gemeinde um.“
Wie eine Reihe von Mitgliedern der Gemeinde St. Stephanus mit anderen Mitgliedern ihrer eigenen Gemeinde umgehen, die anderer Auffassung sind, kann bei den Mitgliedern dieser Gemeinde erfragt werden, die sich verletzt und ausgegrenzt fühlen, aber von den Unterzeichnern offenbar nicht wahrgenommen werden – von vielen Menschen in den anderen Gemeinden der Pfarrei nicht zu sprechen. Zudem gibt es tatsächlich viele Menschen in St. Stephanus, die ihre Gemeinde etwa in den Gottesdiensten „liebevoll“ erhalten und gestalten, und zwar explizit zusammen mit Mitgliedern der anderen drei Gemeinden, zu denen bei diesen Personen ein ausgesprochen positives Verhältnis besteht: Mitglieder der anderen drei Gemeinden feiern Gottesdienste in St. Stephanus mit, die Küsterin kommt aus St. Anna, Küster- und Organistenvertretungen kommen aus den anderen drei Gemeinden usw. Hier stimmt der Umgang miteinander.
Liebe Gemeinde,
wir haben uns gefragt, ob wir auf die Stellungnahme auf der Website reagieren sollen. Denn vermutlich gib es nun eine erneute Reaktion, die uns wiederum unterstellt, nicht die Wahrheit zu sagen. Wir haben uns letztlich aber doch zu dieser Klarstellung entschieden, denn wir können die falschen Behauptungen nicht einfach stehen lassen. Wir werden das in dieser Form aber nicht weiter so machen.
Mit den Worten der Stellungnahme wünschen wir uns, gemeinsam eine menschenfreundliche Kirche sein zu können, und bitten alle, das Ihre – auch in diesem Konflikt – dazu beizutragen.
In diesem Sinne grüßen Sie
+ Stefan Zekorn, Weihbischof, Pfarrverwalter
Dr. Claudia Maria Korsmeier, ehem. Vorsitzende des Pfarreirats
Gabriele Bahne-Kress, ehem. Gemeindeausschuss von St. Pantaleon
Anna-Christina Beiker, ehem. Gemeindeausschuss von St. Anna
Dr. Ruth Epping, ehem. Gemeindeausschuss von St. Ludgerus